Rede Eva Viehoff: Aktuelle Stunde (SPD) zu Fachkräften für Kitas

- Es gilt das gesprochene Wort - 

Anrede,

noch im Jahr 2011 hat der damalige Kultusminister Althusmann hier im Landtag bestritten, dass ein Aktionsplan gegen den Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten erforderlich ist. Heute müssen wir die Untätigkeit der damaligen Landesregierung ausbaden.

Heute ist der Fachkräftemangel unübersehbar. Gerade vor zwei Tagen hat dpa gemeldet, dass in Niedersachsen 1.500 Stellen in den Kitas unbesetzt sind. Und das schon jetzt und ohne die kommende Beitragsfreiheit.

Schon heute ist klar - Wir brauchen dringend mehr Erzieherinnen und Erzieher, wenn wir allen Eltern, die einen Kita-Platz für ihr Kind suchen, einen solchen Platz auch bieten wollen.

Und wir brauchen erst recht mehr Erzieherinnen und Erzieher, wenn wir in allen Gruppen eine dritte Fachkraft beschäftigen wollen, damit die Kinder auch gut betreut werden.

Der Beruf der Erzieherin und auch die Ausbildung zu diesem Beruf müssen attraktiver werden.Mit diesem Ziel haben wir im vergangenen Dezember einen Antrag vorgelegt.

Damit mehr Menschen den Beruf der Erzieher*in anstreben wollen - müssen - wir endlich das Schulgeld abschaffen und dafür sorgen, dass den angehenden Erzieher*innen eine Ausbildungsvergütung bezahlt wird. Und wir müssen dafür sorgen, dass der Beruf selbst attraktiver wird und die Überlastung der Erzieherinnen und Erzieher abgebaut wird.

Denn der Mangel entsteht auch daraus, dass zu viele Erzieherinnen und Erzieher zu schnell diesem Beruf wieder den Rücken kehren.

Auch eine Verbesserung der Personalausstattung der Kitas ist daher unerlässlich, um dem Fachkräftemangel begegnen zu können.

Ich bin ein bisschen erstaunt, dass sich die SPD schon heute mit dieser Aktuellen Stunde für den Niedersachsenplan selbst feiern will.

Denn erst in der vorigen Woche haben wir aus einer Pressemitteilung der CDU-Fraktion erfahren, dass sie hofft, bis Ende dieses Jahres ein beratungsfähiges Konzept für die dualisierte Erzieher*innenausbildung vorlegen zu können, die ja das Kernstück dieses Niedersachsenplanes ist.

Bis heute ist der Niedersachsenplan allerdings wohl nur ein Stück Papier mit ein paar Überschriften, aber ohne ein ausgearbeitetes Konzept dahinter. Bis heute wissen wir nicht, wie die dualisierte Ausbildung aussehen soll. Wir kennen weder die Stundentafel noch das Curriculum.

Im Kultusausschuss haben wir eine Unterrichtung hierzu beantragt, aber diese Unterrichtung steht noch aus.

Es darf nicht dazu kommen, dass der Fachkräftemangel zum Vorwand genommen wird, eine „Erzieher*innenausbildung light“ einzuführen. Das würde diesen Beruf noch unattraktiver machen und das ginge vor allem auf Kosten der Kinder und der frühkindlichen Bildung.

Klar – sie wissen natürlich, dass in Bezug auf die Erzieher*innen dringender Handlungsbedarf besteht; denn ihr durchzuboxendes KiTa-Gesetz wird den Mangel an Fachkräften deutlich erhöhen.

Also wird auch der Niedersachsenplan mit der heißen Nadel gestrickt. So hat erst vorgestern der Paritätische Wohlfahrtsverband darauf hingewiesen, dass das Kultusministerium offenbar vergessen hat, auch die Heilerziehungspflegerinnen und –pfleger, die in den inklusiven Kitas tätig sind, im Niedersachsenplan in die Schulgeldfreiheit einzubeziehen.

Ich bin auch gespannt, wie die Regierung es schaffen will, bis August 500 zusätzliche Ausbildungsplätze für sozialpädagogische Bildungsgänge an berufsbildenden Schulen zu schaffen. Wo will sie so schnell die erforderlichen Lehrkräfte an den BBSen dafür hernehmen?

Noch sind es ungelegte Eier, die die SPD hier begackert.

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