Pressemeldung Nr. Drucksache 18/7109 vom

Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung:Lehrstellenmangel wegen Corona: Wie ist die aktuelle Lage auf dem niedersächsischen Ausbildungsmarkt?

Anfrage der Abgeordneten Volker Bajus, Julia Willie Hamburg und Eva Viehoff (GRÜNE) an die Landesregierung, eingegangen am 16.07.2020.

Der Ausbildungsmarkt verschafft seit vielen Jahren nicht jeder und jedem Jugendlichen eine Lehrstelle. Von allen ausbildungsfähigen Betrieben bildet mittlerweile nur rund ein Fünftel der Unternehmen Jugendliche selbst aus. Die Corona-Pandemie verschlechtert die Lage noch einmal erheblich für junge Erwachsene: So sollen laut Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) die Industrie- und Handelskammern hierzulande bis Ende Mai 2020 festgestellt haben, dass rund 3 500 und damit ein Viertel weniger gewerbliche und kaufmännische Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum abgeschlossen worden waren (DGB schlaglicht 26/2020). Besonders betroffen sei die Region Hannover mit einem Einbruch von mehr als 33 %. Nicht alle Branchen haben gleiche Rückgänge zu verzeichnen. Aber gerade Berufszweigen wie der Handel, die Gastronomie und der Tourismus, die bislang überdurchschnittlich ausbildeten, leiden besonders unter der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen. Vor diesem Hintergrund hat der DGB jüngst gefordert, dass Niedersachsen eine Ausbildungsprämie einführen soll (DGB schlaglicht 26/2020). Hinzu kommt, dass bereits schon vor der Pandemie die Situation auf dem Ausbildungsmarkt für Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger kritisch war. Die Angebots-Nachfrage-Relation (ANR), die Zahl der Ausbildungsplätze je 100 Bewerberinnen und Bewerber, lag in Niedersachsen zuletzt bei rund 90 (Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2019). Damit Jugendliche einen Beruf auswählen können, müsste das Angebot aber weit über 100 liegen. Niedersachsen nimmt unter den Flächenländern bei der ANR bundesweit den letzten Platz ein.

1. Wie schätzt die Landesregierung die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt ein?

2. Welche aktuellen Zahlen über tatsächlich abgeschlossene Ausbildungsverträge durch die Industrie- und Handelskammern, die Landwirtschaftskammer und die Handwerkskammern und
bezüglich der Gesundheitsberufe liegen der Landesregierung vor?

3. Welche anderen Maßnahmen unternimmt die Landesregierung, um die strukturellen Probleme auf dem niedersächsischen Ausbildungsmarkt zu beheben (z. B. Förderprogramm „Ausbildung für alle“, Ausbau der Einstiegsqualifikationen etc.)?

4. Was unternimmt die Regierung gegebenenfalls, damit jeder Schulabgänger einen passenden Ausbildungsplatz bekommt?

5. Wie haben sich das Angebot und die Nachfrage bei den Sozial- und Erziehungsberufen in Niedersachsen in den Jahren 2000, 2010, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 insgesamt entwickelt (bitte pro Jahr auflisten)?

6. Wie viele Schulplätze speziell für Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten und für Erzieherinnen und Erzieher gab es in den Jahren 2000, 2005, 2010, 2015 und 2018, 2019?

7. Wie viele Bewerberinnen und Bewerber für die Schulplätze für Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten und Erzieherinnen und Erzieher gab es in den Jahren 2000, 2005, 2010, 2015 und 2018, 2019?

8. Welche Möglichkeiten vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sieht die Landesregierung, und welche Maßnahmen ergreift das Land, um die Anzahl der Schulplätze, vor allem im Bereich der Sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten und Erzieherinnen und Erzieher, zu erhöhen?

9. Wie ist die Quote der erfolgreichen Abschlüsse bzw. wie hoch ist die Abbrecherinnen- und Abbrecherquote bei den Sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten und Erzieherinnen und Erzieher?

10. Was unternimmt die Landesregierung, um die Abbrecherinnen- und Abbrecherquote bei den Sozialpädagogischen Assistentinnen und Assistenten und Erzieherinnen und Erzieher zu senken?

(Verteilt am 28.07.2020)

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