Pressemeldung Nr. 56 vom

Stipendienprogramm für Kulturschaffende gescheitert:Grüne fordern Neuauflage und Ausweitung der Förderung für soloselbstständige Kulturschaffende in Niedersachsen

Nach monatelangem Nichtstun hat die Landesregierung auf die Hilferufe der Kunst- und Kulturschaffenden lediglich mit einer Mogelpackung reagiert. Das Stipendienprogramm für die Kulturschaffenden geht völlig am realen Bedarf vorbei. Der Antragszeitraum ist zu kurz, das Budget viel zu gering und nicht zuletzt enthält das Programm keine Förderhonorare für die Antragsstellenden.

Darum geht es

Der Arbeitskreis niedersächsischer Kulturverbände (akku) hat das Stipendienprogramm für Kunst- und Kulturschaffende des Landes massiv kritisiert. Das Programm sollte eigentlich künstlerisches Arbeiten pandemietauglich machen und in der Krise vor allem die soloselbstständigen Künstler*innen auch finanziell unterstützen. In dieser Hinsicht ist das Programm gescheitert. Trotz Fristverlängerung bis Ende August ist offenbar dennoch nur die Hälfte der ohnehin geringen Mittel von 2 Millionen Euro abgeschöpft wurden. Der Grund sind aus Sicht von akku eklatante Schwächen und Mängel bei den Antragsbedingungen für ein solches Stipendien. So werden lediglich externe Kosten, wie z.B. Fahrtkosten oder Aufträge an andere Künsteler*innen erstattet. Die Arbeitszeit etwa für die Produktion eines Musikalbums oder anderer künstlerische Produkte, wird nicht gefördert. Die Grünen im Landtag fordern deshalb eine Neuauflage und Ausweitung des Stipendium zu einem echten Förderprogramm für soloselbstständige Künstler*innen und haben zudem eine Unterrichtung im Fachausschuss des Landtags beantragt, der am heutigen  Montag (6. September) erstmals nach der Sommerpause zusammenkommt. Das Ministerium ließ allerdings bereits vorab verlauten, dass es sich frühestens in der zweiten September-Hälfte zu einem umfassenden Bericht über das umstrittene Stipendienprogramm in der Lage sieht.

Das sagen die Grünen

Eva Viehoff, kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag:

„Nach monatelangem Nichtstun hat die Landesregierung auf die Hilferufe der Kunst- und Kulturschaffenden lediglich mit einer Mogelpackung reagiert. Das Stipendienprogramm für die Kulturschaffenden geht völlig am realen Bedarf vorbei. Der Antragszeitraum ist zu kurz, das Budget viel zu gering und nicht zuletzt enthält das Programm keine Förderhonorare für die Antragsstellenden. Die Empörung in der Kulturszene ist nur allzu verständlich. Dass Kulturminister Thümler öffentlichkeitswirksam von Wertschätzung für die Künstlerinnen und Künstler spricht, ist eher peinlich. Auch die schon notdürftig um zwei Wochen auf Druck der Verbände verlängerte Antragsfrist macht es nicht besser. Sie ist abgelaufen und die Hälfte des kleinen Fördertopfes droht an den Finanzminister zurückzugehen. Deshalb fordere ich den Minister auf, das Stipendienprogramm zu verlängern und insbesondere die Antragsbedingungen im Sinne der Kulturschaffenden zu ändern. Ein echtes Stipendienprogramm muss selbstverständlich auch die Arbeitszeit von Kulturschaffenden mit einbeziehen. Dazu wäre es sicherlich geboten, auch einmal mit den Kulturverbänden direkt zu sprechen. Denn das Stipendienprogramm ist bisher komplett über die Köpfe der Betroffenen hinweg entwickelt worden. Das weitgehende Wegschauen und Übergehen der Kulturinteressen während der gesamten Corona-Pandemie muss endlich ein Ende haben.“

Hintergrund

Mitte Juli 2021 startete die Landesregierung ein lang angekündigtes Stipendienprogramm für soloselbstständige Kulturschaffende, bei denen die Antragsstellenden bis zu 7.200 Euro für die Entwicklung und Produktion künstlerischer Projekte beantragen können, die in einem Zeitraum von einem bis zu sechs Monaten umgesetzt werden. Die nur einmonatige Ausschreibungsfrist ist dabei - zumal in der Sommerzeit – deutlich zu knapp geraten und der Etat von 2 Millionen Euro fällt im Ländervergleich sehr niedrig aus. So hat beispielsweise Rheinland-Pfalz bereits im Mai 2020 ein Hilfsprogramm für Künstler*innen gestartet, das mittlerweile im dritten Durchgang ist und sogar Bremen zog im November 2020 mit einem bislang 6,65 Millionen Euro umfassenden Programm nach.

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